Drei Personen betrachten eine bunte Ausstellungswand.

Bundesweit präsent,
Aktiv vor Ort

Mentoringprogramm

TRANSFORMATION IM MUSEUM GESTALTEN

Das Mentoringprogramm stärkt und fördert die Professionalisierung im Berufsfeld „Bildung & Vermittlung“. Der persönliche Austausch zwischen Mentee und Mentor*in steht dabei im Mittelpunkt des Programms. Es geht um individuellen und bedarfsorientierten Erfahrungstransfer und einen aktiven themenorientierten Wissensaustausch.

Neben diesem One-to-one mentoring zielt das Programm auf die persönliche Weiterqualifizierung der Mentor*innen und der Mentees sowie auf den Aufbau eines berufsorientierten Netzwerkes.

Erfolgreicher Start 2023

Das Mentoringprogramm des Länderverbands Museumspädagogik Ost e. V. ist erfolgreich gestartet. Das Auftakttreffen fand statt am 12. März 2023 im Museum Neues Weimar im Rahmen der Jahrestagung „Digitaler werden fürs Museumspublikum – wie schaffen wir eine Kultur der Digitalität?“.

Sechs exzellente Expert*innen aus verschiedenen Museumssparten und Bundesländern begleiten Berufsanfängerinnen der musealen Bildungs- und Vermittlungsarbeit für insgesamt ein Jahr bei ihren Fragen und weiteren Karriereschritten. Als Mentorinnen und Mentoren im Jahrgang 2023 konnten gewonnen werden:

  • Birgit Baumgart, Museumspädagogin am Staatlichen Museum Schwerin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern
  • Christine Fischer und Sabine Wohlfarth, Vermittlerinnen am GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
  • Dr. Folker Metzger, Leiter Stabsreferat Kulturelle Bildung der Klassik Stiftung Weimar
  • Dr. Jochen Voit, Leiter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
  • David Zolldan, Curator of Outreach an der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz

Zwischenfazit und Workshop zum Thema „Outreach in der kulturellen Bildungsarbeit“

15./16. September 2023

Wie können Kulturinstitutionen einen öffentlichen und kommunikativen Raum für Menschen jenseits ihrer Herkunfts- und Sozialverortung schaffen? Wie fühlen sich alle Menschen eingeladen, mit der Institution und mit anderen Besucher*innen in den Dialog zu treten und ihre Perspektiven zu teilen?

Zur Halbzeit des Projektes lud der Länderverband Museumspädagogik Ost e. V. die Mentor*innen und Mentees am 14./15. September nach Erfurt in die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße ein, um sich mit diesen Fragestellungen zum Thema Outreach zu beschäftigen, ein Zwischenfazit zu ziehen und weitere Schritte der Zusammenarbeit festzulegen.

Eine erste Möglichkeit zur Zusammenkunft der Mentees und Mentor*innen gab es bereits am Donnerstag, 14. September. Beim Besuch des Lernorts Petersberg bekamen die Teilnehmenden die Ausstellung, die Vermittlungsräume, die Horchgänge und den großen Außenbereich von Ina Bauer - Mitarbeiterin Ausstellungspädagogik - vorgestellt. Im Anschluss lockte die Teilnahme am gemeinsamen Abendessen im Restaurant.

Die Fortbildung fand am folgenden Tag in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße statt. Der Workshop wurde geleitet von Anne Fäser (she/her) - Kunstvermittlerin, freie Autorin und seit August 2021 Kuratorin für Outreach am Kunsthaus Dahlem. In ihrer Arbeit befasst Fäser sich mit politischer künstlerischer Bildung, Inklusion, Intersektionalität, Diversität, Erinnerungskultur, Antisemitismus, Antirassismus und Dekolonisierung. Sie versteht Museen als lernende Institutionen und arbeitet interdisziplinär und partizipativ mit Partner:innen, Initiativen und Organisationen zusammen, um verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und diverses Wissen in das Programm des Kunsthaus Dahlem einzubeziehen.

Das Treffen begann mit einer Vorstellungsrunde und einem kurzen Bericht der Mentees und ihrer Mentor*innen zum Stand der Zusammenarbeit. Einem methodischen Einstieg folgte dann die Auseinandersetzung mit ausgewählten theoretischen Positionen. Dabei nahm Fäser auf Überlegungen von Richard Fondell, Carmen Mörsch, Nora Sternfeld, Susan Kamel und Nina Simon Bezug. Die von Mörsch anlässlich der documenta 12 formulierten vier Diskurse der Kunstvermittlung Affirmation, Reproduktion, Transformation und Dekonstrution beschrieb Fäser ausführlicher. Vor der Annahme, dass der dekonstruktive und der transformative Diskurs von einem selbstreflexiven Bildungsverständnis getragen werden, arbeitet sie wesentliche Potenziale partizipativer Vermittlungsarbeit für Outreach heraus: Das Kennenlernen neuer oder ungesehener sowie vernachlässigter Perspektiven und die kritische Überprüfung institutionseigener Inhalte, Adressat*innen und Methoden auf darin eingeschriebene Machtverhältnisse. Um dabei institutionelle Veränderungsprozesse anstoßen zu können, müsse Outreach als gesamtinstitutionelle Aufgabe verstanden und von der ganzen Institution getragen werden. Fäser wies zudem darauf hin, das Outreach, da gesetzlich verankert, auch eine politische Forderung ist. Mit Projektbeispielen aus dem Kunsthaus Dahlem und dem Museo Egizio in Turin schloss sie ihren Vortrag. Die beiden Projekte aus dem Kunsthaus Dahlem, setzen ihren Schwerpunkt auf das Potenzial Menschen mit Beeinträchtigung im Museum zu begrüßen, während sich das Outreach-Programm des Museo Egizio, an diverse Publika wie Kinder in Krankenhäusern und Gefängnisinsass*innen richtet. Einerseits zeigen die genannten Beispiele anschaulich, wie bereichernd die Arbeit mit Menschen sein kann, die hohe Barrieren zu überwinden haben, um ins Museum zu kommen, oder dies durch Krankheit oder Haftvollzug gar nicht können und somit zu den sog. Nicht-Besucher*innen zählen. Andererseits wurde nachvollziehbar, wie die Outreachunternehmungen in den jeweiligen Institutionen Veränderungen bewirkten und sie durch neue Perspektiven sowie durch Inhalte bereicherten, in den Projekten erarbeitet worden waren.

Mit viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren ging es in die gemeinsame Mittagspause. Im Anschluss daran nahmen die Mentees und Mentor*innen zu zweit oder zu dritt ihre eigenen Institutionen in den Blick, um auf Basis ihrer Analysen zu überlegen, wie ein Vermittlungsformat aussehen könnte, bei dem sich die eigene Einrichtung als lernende Institution begreift. Die Ergebnisse, die schließlich im Plenum vorgestellt wurden, machten deutlich, wie wichtig die Reflextion der eigenen Arbeit ist und wie wertvoll der Austausch mit anderen darüber sein kann.

Zu guter Letzt nahm Dr. Jochen Voit die Teilnehmenden mit auf einen Rundgang durch den Veranstaltungsort, die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße. Er gab Einblick in das geschichtsträchtige Gebäude, das bis zu seiner Besetzung und Befreiung am 4. Dezember 1989 durch mutige Erfurter*innen als Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit sowie als Untersuchungshaftanstalt in DDR-Zeiten fungierte.

Damit schloss er eine themenreiche Veranstaltung ab, die dem intensiven Austausch im Rahmen des Mentoringprogramms einen inhaltlichen Impuls gab und von einer sehr angenehmen Atmosphäre getragen wurde. Die Zusammenarbeit zwischen den Mentees und ihren Mentor*innen wird noch bis März 2024 fortgesetzt.

Wenn Sie Fragen rund um das Mentoringprogramm haben, kontaktieren Sie die Projektkoordinatorin Larissa Lorenz. Sie ist erreichbar unter mentoring@ost.museumspaedagogik.org