Drei Personen betrachten eine bunte Ausstellungswand.

Bundesweit präsent,
Aktiv vor Ort

Kiel: Neues Wissen braucht das Land - Forschung vermitteln

Jahrestagung mit Mitgliederversammlung im GEOMAR Kiel

Die diesjährige Jahrestagung führte uns nach Kiel. Das Thema stieß auf großes Interesse, denn es kamen ca. 40 Verbandsmitglieder und andere Kolleg/innen, die am Forschungszentrum GEOMAR der Fage nachgingen, wie eng die Vermittlungsarbeit in Museen der aktuellen Forschung folgen kann. Wie kann die Museumspädagogik die Forschungsergebnisse und -methoden veranschaulichen, ohne sie zu simplifizieren oder zu verfälschen? Wie kann eine Zusammenarbeit zwischen Forschung und Vermittlung im Museum sinnvoll organisiert werden? Vier eingeladene Referent/innen gaben uns abwechslungsreiche Einblicke in ihre Arbeit. Doch zunächst begrüßte uns unser Gastgeber Dr. Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR Direktorat Kommunikation & Medien), der uns kurz das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel vorstellte.

Den Einführungsvortrag hielt Dr. Bernd Hernker (Museumsleiter am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Frankfurt). Unter dem Titel „Wissenschaft vermitteln“ stellte er die Stärken eines Museums heraus, um Forschung zu vermitteln, u.a.:
- Authentizität
- Dinge zeigen, die über andere Medien gar nich oder schlechter vermittelbar sind
- erlebnisorientierte Präsentation → „Forschung und Forscher zum Anfassen“
Ausgangspunkt sind dabei natürlich die Objekte, aus denen die Erkenntnisse gewonnen werden, die zu einer Rekonstruktion der Vergangenheit führen. Diese wiederum wird dann im Museum präsentiert.

Im zweiten Beitrag „Glanz und Grauen. Mode im Dritten Reich“ rückten Forschung und Vermittlung noch enger zusammen. Claudia Gottfried (Museumsleiterin im LVR-Industriemuseum, Ratingen)  berichtete eindrucksvoll über ein Forschungsprojekt, in dem eine Ausstellung nicht am Ende, sondern zeitlich in seiner Mitte stattfand. Ausgehend von den Objekten, einer Kleidersammlung aus den 30/40er Jahren, fanden Zeitzeugen-Interviews statt. Die Ergebnisse wurden zur Grundlage einer Ausstellung, die selbst zum Forschungsgegenstand wurde. Während ihrer Laufzeit erhielten die Museumswissenschaftler/innen durch die Besucher/innen neue Erkenntnisse, die dazu führten, dass sich die Ausstellung immer wieder veränderte. Das Projekt führte zu einer Perspektivenveränderung auf beiden Seiten: Die Besucher/innen erhielten einen neuen Blick auf ihre eigene Biografie, und Museumswissenschaftler/innen nahmen ein Neubewertung ihrer Sammlung vor.

In der anschließenden Ausstellung „Im goldenen Schnitt. Niedersachsens längste Ausgrabung“, die von Regine Tuitjer (Museumspädagogin am Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) vorgestellt wurde, überholte die Vermittlung die Forschung sogar. Die Kollegin stand vor der Heruasforderung, wie man archäologische Artefakte vermittelt, deren Erforschung noch gar nicht abgeschlossen ist. Neben den gezeigten Funden standen deshalb interaktive Elemente in der Ausstellung, an denen verschiedene archäologische Forschungsmethoden wie finden, bergen, messen vermittelt wurden.

Der letzte Beitrag befasste sich mit der „Vermittlung aktueller Meeresforschung an Schulen“, deren Möglichkeiten und Grenzen uns Dr. Joachim Dengg (am GEOMAR zuständig für Schulkooperationen) vorstellte. Kooperationsprojekte zwischen Forschungseinrichtungen und Schulen sollten aktiv, aktuell und unterrichtsergänzend sein. Es sei wichtig, dass Forscher/innen und Lehrer/innen sich als gleichberechtigte Partner verstehen. Die Schüler/innen erleben einen realen Forschungsprozess und machen ihr Ergebnis am Ende öffentlich sichtbar. Als besonderen Kniff riet Herr Dengg, Schulprojekte als Teil der Öffentlichkeitsarbeit in den Finanzierungsplan eines Forschungsprojekts aufzunehmen. So ließen sich Gelder gewinnen und die Vermittlungsarbeit erhalte größeres Ansehen innerhalb des Projekts.

Zwischen den Vorträgen und der anschließenden Mitgliederversammlung hatten wir Gelegenheit, das GEOMAR und seine Aufgaben und Ziele näher kennen zu lernen, die uns Herr Hoffmann-Wieck auf einem Rundgang durch das GEOMAR erläuterte.  Auf der Mitgliederversammlung wurden der Jahresbericht 2013 und die Planung für 2014 verabschiedet. Außerdem fanden Vorstandswahlen statt: Im aktuellen Vorstand sind Karin Ruhmöller (Museum Tuch + Technik, Neumünster), Silke Straatman (Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg), Birte Stüve (Übersee-Museum Bremen) und Regine Tuitjer (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover). Beiratsmitglieder sind Anka Bolduan (Übersee-Museum Bremen), Hans-Georg Ehlers (Schwedenspeicher-Museum Stade) und Gerd Hoffmann-Wieck (Geomar Kiel). Außerdem wurden die Termine für das kommende Jahr verabredet:

  • Ende April: Museumspädagogik vor Ort, Hamburg
  • 14. September: Museumspädagogik vor Ort, Paläon Schöningen
  • 24.-26. Oktober: Werkstattgespräche, Husum
  • Mitte November: Jahrestagung des BVMP, Weimar
  • Februar 2015: Jahrestagung des RV MP Nord, Hannover

Der Montag führte uns auf die andere Seite der Kieler Föhrde. Im Aquarium GEOMAR begrüßte uns sein Leiter Michael Gruber, der uns Konzept und Zukunftspläne der Vermittlungsarbeit im Aquarium erläuterte. Zum Abschluss durften wir auch einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Der zweite Besuch galt der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der Christian-Albrechts-Universität, wo uns die Leiterin Eva Fuhry im Empfang nahm. Zunächst stellte sie uns den neuen Ausstellungsbereich zur Apothekengeschichte vor. Danach erfuhren wir, welche Pläne es zur Pathologie gibt und welchen Herausforderungen sich ein Museumsteam stellt, wenn es, wie bei diesem Thema, auch um die „Faszination des Grauens“ und ethische Fragestellungen geht.

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