Drei Personen betrachten eine bunte Ausstellungswand.

Bundesweit präsent,
Aktiv vor Ort

„Zwei von fünf“ – Einblicke in die städtischen Museen der Stadt Freiburg im Breisgau

Am Montag, den 7. Februar 2011 fand die dritte „Einblicke“- Veranstaltung statt, die von dem Verein für Museumspädagogik Baden-Württemberg e.V. organisiert wurde.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe stellte Frau Heidi Fischer, die Leiterin der Abteilung Kommunikation und Vermittlung zusammen mit Ihrem Team die zum Teil neu entwickelten museumspädagogischen Konzepte für Kindergärten und Schulen zur kritischen Diskussion. Doch zunächst ging es darum, zwei von den fünf städtischen Museen an dem Vor- und Nachmittag kennen zu lernen. Im Fokus stand das am 21. März 2010 wieder eröffnete Augustinermuseum samt seiner Dauersammlung und der aktuellen Ausstellung „Freiburg baroque“, die zum dreihundertsten Geburtstag des Bildhauers, Malers und Architekten, Johann Christian Wentzinger konzipiert wurde, sowie das Naturmuseum zusammen mit der aktuellen Sonderausstellung „Bitterer Maniok“.
Pünktlich um 10.15 Uhr versammelten sich mehrere Duzend Museumspädagoginnen und eine Handvoll Museumspädagogen in der Skulpturenhalle des Augustinermuseums. Nach einer Begrüßung durch Herrn Dr. Tilmann von Stockhausen, den Leiter der fünf städtischen Museen (1. das Augustinermuseum, 2. das Museum für neue Kunst, 3. Wentzingerhaus - Museum für Stadtgeschichte, 4. das Archäologische Museum Colombischlössle und 5. das Naturmuseum), nahmen wir – jeweils in zwei Gruppen aufgeteilt - an einer Kurzführung durch das Haus teil. Frau Anna Deninotti führte unsere Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes über eine „Erlebnistreppe“ in das Dachgestühl. Nachdem wir schon auf dem Weg nach oben die zehn Meter hohen Propheten, die Wasserspeier und die anderen heiligen Skulpturen und Tafelmeisterwerke aus unterschiedlichen Perspektiven - durch die vielen Öffnungen, Nischen und Balkone - bewundern konnten, genossen wir von oben die Aussicht auf den Münsterturm. Mehr Informationen zum Münster, seinen Skulpturen und seinen ursprünglichen Standorten erhielten wir an der medialen Station unten in der Skulpturenhalle. Beeindruckt waren wir nicht nur von der gelungenen Präsentation der Meisterwerke des Mittelalters und des Barocks, sondern auch von der Farbwahl in den jeweiligen hohen Museumsräumen sowie von der authentischen sakralen Raumatmosphäre im Museum, wie sie sonst häufig in einer Emporenbasilika zu finden ist. Fasziniert waren wir nicht zuletzt von dem Kaiserfenster und den vielen anderen farbigen Glasfenstern, die an diesem Tag durch den Sonnenschein ganz besonderes leuchteten.
Schade, dass wir die sonst begehbare barocke Welte-Orgel der ehemaligen Gengenbacher Abteikirche, an dem Tag nicht von Innen sehen konnten.

Mehr Informationen über die städtischen Museen finden Sie unter www.freiburg.de/museen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall! Das Mittelalter und der Barock sind natürlich für Kunsthistoriker, Historiker, Musiker und Theologen zweifellos spannende Themen. Wie können wir aber die Kinder und die Jugendlichen unserer technisierten und modernen Zeit für die Themen begeistern? Frau Fischer und ihr museumspädagogisches Team möchten mit ihren Programmen bei den Vorschul- und Grundschulkindern sowie bei den Jugendlichen Neugierde für die „schwierigen“, religiösen Inhalte wecken. Sie entwickelten Zielgruppen gerichtete Konzepte für Kindergärten und Schulen, in dem die Kinder und Jugendlichen primär in ihrer Welt abgeholt werden.

Noch vor der Mittagspause konnten wir einige neue Museumskonzepte für das Augustinermuseum in Gruppenarbeiten aktiv unter die Lupe nehmen und uns selbst davon überzeugen. Die Gruppe mit dem Sandstein-Symbol lernte das Konzept „Der Höllenhund und seine Freunde – Die Wasserspeier des Freiburger Münsters“ kennen. Hier können die Kinder zum Beispiel selbst Grimmasen und Fratzen machen und Bezüge zur Alemannischen Fastnacht ziehen. Sie beschäftigen sich während der Führung im Museum unter anderem mit folgenden Fragestellungen: Warum wurden die furchterregenden Sandsteinwasserspeier auf dem Mauerwerk angebracht? Aus welchem Material bestehen sie und wie wurden sie im Mauerwerk verankert?
Die Gruppe mit dem Muschel-Symbol beschäftigte sich mit den Konzepten „Himmel und Hölle – Weltbild im Mittelalter und heute“ sowie mit der Pilgerthematik. Pilgern ist heute quasi ein Muss, wie uns Hape Kerkeling in seinem Buch „Und ich bin da mal weg“ humorvoll vor Augen führt. Welche Ziele verfolgten aber die Menschen damals bei der Pilgerfahrt wie ist es heute? Die Kinder dürfen sich hier mit dem Hl. Jacobus, dem Pilgerweg und seinen Accessoires wie der Muschel, dem Stab und der Ledertasche auseinandersetzen.
Die dritte Gruppe mit dem Staffelei-Symbol übte sich im Sehen und begab sich auf eine „Perspektiven-Reise.“ Die Schüler/Innen der Sekundarstufe II erhalten einen Fragebogen, den sie ausfüllen dürfen. Dabei untersuchen sie unter dem Aspekt der Perspektive drei Tafelwerke aus dem 14./15. Jahrhundert wie zum Beispiel den Flügelaltar mit Szenen der Passion Christi des Hausbuchmeisters. Mit anderen Worten: die formale Entwicklungsgeschichte zur Perspektive steht hier primär im Vordergrund nicht die Ikonographie. Aber vielleicht kommen die Schüler/Innen doch noch auf den Geschmack und wollen mehr über die Darstellungen und die Inhalte erfahren?

Beeindruckt waren wir von der Vielfalt und Menge der museumspädagogischen Konzepte, die nach dem Mittagessen in einer ungezwungenen Form präsentiert wurden. Die freien Mitarbeiterinnen, welche die praktischen Programme zu den theoretischen Führungen konzipiert hatten, stellten uns die Arbeiten aus der Ton-, Farb-, Druckwerkstatt vor und standen uns für weitere Fragen zur Verfügung. Wir sind gespannt wie die neuen „Mix-Konzepte“ aus Theorie und Praxis vor allem im Augustinermuseum von den Kindergärten und Schulen angenommen werden?

Wir bedanken uns für die spannenden Einblicke, die gegenseitigen Anregungen und die professionelle Organisation der Tagung. Um 16.20 Uhr begaben wir uns dann zufrieden auf den Heimweg. Wir freuen uns auf die nächste „Einblicke“ Veranstaltung, die voraussichtlich im Literaturmuseum in Marbach stattfinden wird.

Sabina Scheliga M.A.
Freie Kunsthistorikerin & Kunstvermittlerin
Kreativwerkstatt „Faszination Erde“
www.kreativwerkstatt-staufen.de

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