Drei Personen betrachten eine bunte Ausstellungswand.

Bundesweit präsent,
Aktiv vor Ort

Einblicke-Tagung im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren

Am 12. März 2018 nahm der Landesverband die Einladung des urmu – Urgeschichtliches Museum Blaubeuren an und so führte das Angebot 15 Teilnehmer*innen in die Stadt am Blautopf.
Hanno Hohenberger begrüßte im Namen des Landesverbandes die Teilnehmer*innen. Nach einer kurzen, interessanten Vorstellungsrunde führte Hannes Wiedmann M.A. durch die Dauerausstellung des Urgeschichtlichen Museums. In diesem äußerst informativen Rundgang erhielten die Teilnehmer*innen tiefgreifende Einblicke in das Leben der Steinzeit sowie in die Grabungsgeschichte in der Region. Durch die gefundenen (Klein-)Säugetierknochen, Werkzeugbruchstücke, Pollen, Fragmente von Musikinstrumenten und figürlichen Kunstwerken sowie – dank neuester Methoden und Techniken – DNA-Spuren konnten Lebensbilder der Lebensräume der Steinzeitmenschen im Blaubeurer Urdonautal rekonstruiert und veranschaulicht werden. In der Dauerausstellung „Leben in der Eiszeit“ erhalten die Besucher*innen die Möglichkeit Polarfuchs, Rentier, Kaninchen und weitere Tierfelle zu fühlen, sich im Zwirnen stabiler Fäden zu probieren und selbst zum Archäologen zu werden, um verstehen, wie Funde und Befunde von Grabungen ausgewertet und interpretiert werden.
Bei der Führung durch die Schatzkammern der Ausstellung brachte Hannes Wiedmann M.A. die angereisten Kulturvermittler*innen stets aufs Neue zum Staunen: Über Doppellochperlen, die typische Schmuckform für die Schwäbische Alb vor 42.000 bis 36.000 Jahren, figürliche Kunst wie Mammut und Höhlenbär, aber auch Exoten wie Fisch, Vogel und Igel, bis zur ältesten Frauendarstellung aus Mammutelfenbein (40.000 Jahre) aus der Hallenhöhle Hohler Fels bei Schelkingen (Achtal) und der ältesten Flöte mit fünf Grifflöchern aus einem Gänsegeierknochen (40.000 Jahre) vom gleichen Fundort.
Im Anschluss an die kurzweilige Führung stand die Vorstellung des „Erlebniskoffers Höhlen und Eiszeitkunst“ im Mittelpunkt der Tagung. Dieser „Erlebniskoffer“ ist die sechste Veröffentlichung in dieser Reihe der Unterrichtsmaterialien, die im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg erstellt wurden.
Karin Läpple, Autorin des didaktischen Teils des Erlebniskoffers, stellte den ersten altersübergreifenden „Erlebniskoffer“ vor, der Unterrichtsmodule für die Klassen 3/ 4 in der Grundschule und 5/ 6 in der Werkrealschule, Realschule, Gymnasium und Gemeinschaftsschule beinhaltet und zeigte damit gleichzeitig die Herausforderung auf, um sowohl Schüler*innen der dritten als auch der sechsten Klassen zu fordern und zu fördern.
Der Erlebniskoffer samt Bausteinen zum (Medien-)Kompetenzerwerb versteht sich –trotz oder wegen der Kürzung der Themen Urgeschichte bzw. Steinzeit im aktuellen Bildungsplan – als Methodensammlung und ausdrücklich nicht als fertige Unterrichtseinheit, die pauschal auf alle Klassen übertragen werden kann.
Der „Erlebniskoffer Höhlen und Eiszeitkunst“ kann gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro beim Landesamt für Denkmalpflege bestellt werden oder als pdf-Datei auf der Homepage des Landesamtes kostenlos heruntergeladen werden.
Im Anschluss an das wohlschmeckende Mittagessen stellte Barbara Spreer M.A. äußerst anschaulich die Vermittlungsangebote der Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren vor. Wie scharf sind Feuersteinklingen? Wie schwer ist Mammutelfenbein? Was hat die steinzeitliche Nähnadel mit dem Wetter zu tun? In den Vermittlungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene steht das praxisorientierte Vermitteln im Vordergrund. Dementsprechend beinhalten die museumspädagogischen Angebote neben den Einblicken in das steinzeitliche Leben, die Kunst und Kultur dieser Zeit und den Ablauf einer archäologischen Grabung auch stets praktische Anteile, in denen z.B. Messer selbst hergestellt werden und dann mit nach Hause genommen werden können. Alles nach dem hausinternen Motto „Steinzeit mit Hand und Kopf verstehen“.
Im Juli 2017 wurden die wichtigsten prähistorischen Fundstellen, die vier Höhlen des Lone- und Achtals (Vogelherdhöhle, Hohlenstein-Stadel, Hohle Fels und Geißenklösterle), zum Weltkulturerbe ernannt und Conny Meister M.Sc. weiß auf der Exkursion am Nachmittag zu berichten, das nicht die Funde aus den einzelnen Höhlen den Status des Weltkulturerbes tragen, sondern Grund und Boden um die jeweilige Höhle.
Der Ausflug führte die Tagungsteilnehmer*innen zunächst zum Geißenklösterle, der ersten modern begrabenen Fundstelle, die unter Forschern als Referenzfundstelle für die Altsteinzeit gilt. Einst wurden hier Flöten und andere Musikinstrumente sowie Mammutelfenbein-Figuren wie ein Wisent und ein aufgerichteter Bär oder auch Mischwesen zwischen Mensch und Tier mit einem Alter von 40.000 Jahren gefunden. Heute ist eine Begehung der Höhle nicht mehr möglich, da sie als Archiv für zukünftige Grabungen und Forschungen erhalten werden soll.  In kurzer Entfernung befindet sich aber die Sirgensteinhöhle und dort können alle noch ein bisschen mehr in die Steinzeit eintauchen. Nach nur wenigen Schritten ins Innere der Höhle spürt man schon deutlich den Abfall der Temperatur sowie die schlechteren Lichtverhältnisse, doch wenn man Augen und Kopf ein paar Augenblicke Zeit gibt, sich an diesen geschichtsträchtigen Ort zu gewöhnen, kann man sich – auch dank der Lebensbilder im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren – schon etwas genauer vorstellen, wie die längeren Aufenthalte der Steinzeitmenschen in der Sirgensteinhöhle ausgesehen haben könnten.

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